Einleitung
Im letzten Abschnitt möchten wir häufig gefragte Themen aufgreifen, die immer wieder aufkommen, wenn es darum geht, Polarlichter aus Deutschland heraus zu beobachten. Sollten noch Fragen aufkommen:
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Wann sollte ich rausfahren?
Es gibt viele Indizien die auf das mögliche Auftreten von Polarlichtern in Deutschland hinweisen. Erfahrene Beobachter wissen, unter welchen Bedingungen Polarlichter auftreten können, doch für Neulinge kann die Polarlichtbeobachtung manchmal frustrierend werden. Leider gibt es keine hundertprozentige Möglichkeit das Auftreten von Polarlichtern vorherzusagen. Eine erfolgreiche Beobachtung hängt auch vom Standort ab. So haben beispielsweise Beobachter im hohen Norden wesentlich bessere Chancen das Nordlicht zu beobachten, während ein Beobachter im Süden Deutschlands möglicherweise nur starke Polarlichter beobachten kann.
Für alle Beobachtungen, egal ob visuell oder fotografisch ist natürlich ein sternenklarer Himmel vorausgesetzt. Polarlicht kann nicht durch Wolken hindurch beobachtet werden.
Wenn einer oder mehrere der folgenden Indikatoren auftreten, dann ist ist Polarlichtern in Deutschland zu rechnen:
- Wenn es eine Warnung aus unserer Warnliste gegeben hat.
- Wenn die Ankunft eines CME erwartet wird. Auch hier kann das AKM-Forum helfen.
- Wenn andere Beobachter aus dem AKM-Forum erfolgreiche Polarlichtsichtungen melden.
- Wenn der Bz-Wert am ACE-Satelliten schon seit mehreren Stunden im negativen Bereich um etwa -10nT und mehr liegt.
Wo soll ich hinfahren?
Der wohl wichtigste Punkte für eine erfolgreiche visuelle Beobachtung von Polarlichtern, ist die Wahl des richtigen Standortes. Wie bei allen astronomischen Beobachtungen gilt: Der gewählte Standort sollte möglichst wenig Licht aufweisen. Am besten eignen sich Gebiete nördlich von Großstädten oder ländliche Gebiete weit ab vom Licht. Wer die Möglichkeit hat, sollte an die Nord- oder Ostsee fahren, da hier eine Lichtverschmutzung nach Norden quasi nicht gegeben ist. Außerdem ist die Luft über dem Meer meistens klarer und die Wahrscheinlichkeit auf Nebel ist gering. Für alle anderen ist es sinnvoll sich einen erhöhten Standort zu suchen. Auf Feldern tritt im Frühjahr, Sommer und Herbst häufig Bodennebel auf. Außerdem ermöglicht ein erhöhter Standort eine bessere freie Sicht zum Horizont.
Eine umfangreiche Karte zur Lichtverschmutzung in Deutschland kann hier als 50MB PDF heruntergeladen werden.
Wo soll ich hingucken?
Nach Norden!
Da wir aus unseren Breiten nur Polarlichter aus der Nord-Polarregion beobachten können, muss man nach Norden gucken um mögliche Polarlichter zu sehen. Bei starken Polarlicht-Events kann es vorkommen, dass das Polarlicht über uns im Zenit steht oder manchmal sogar bis nach Süden wandert. Die meisten Polarlichter ereignen sich jedoch in Horizontnähe in nördlicher Richtung.
Wer nicht weiß, wo Norden ist, braucht nicht gleich aufzugeben. Es ist eigentlich sehr einfach herauszufinden wo Norden ist. Der wichtigste Anhaltspunkt ist das Sternbild des "Großen Wagens", das jedes Kind kennt. Man verlängert einfach die ersten beiden Sterne der Hinterachse um das 5-fache und findet den Polarstern. Der Polarstern steht immer im Norden. Ein Artikel in Wikipedia erklärt wie man den Polarstern findet.
Übrigens: Befindet man sich auf der Südhalbkugel, muss man logischerweise nach Süden schauen. Polarlichter treten auch in Australien oder Neuseeland auf.
Auffinden des Polarsterns
Was kann ich sehen?
Es kommt drauf an! Die Kamera sieht immer mehr als das menschliche Auge. Sie kann Polarlichter detektieren, die nicht mit dem bloßem Auge zu sehen sind. Daher kann es vorkommen, dass man die schönen bunten Strahlen auf dem Film oder Chip nicht gesehen hat. Schwache Polarlichter nimmt man als Aufhellung am Horizont wahr und Beamer sind senkrechte Strahlen die sich horizontal bewegen. Bei stärkeren Events ist das Polarlicht als farbliches grünes Band oder als roter Schleier mit senkrecht verlaufenden, sich bewegenden Strahlen zu sehen.
Polarlichter sind für das menschliche Auge nicht bunt, so wie es auf den meisten Bildern im Internet zu sehen ist. Es sind also keine knalligen Grün- oder Rottöne zu erwarten. Viel eher sieht man graue senkrechte Strahlen die sich entlang am Himmel bewegen. Bei stärkeren Polarlichtern kann man einen leichten Grünschimmer oder Rotfärbung erkennen. Nur sehr helle Polarlichter lassen intensive Farben im Auge entstehen. Der Grund herfür liegt in der Beschaffenheit unser Augen. Nachts können wir keine oder sehr wenig Farben sehen, da unsere Augen im Dunkeln darauf ausgelegt sind Kontraste zu erkennen.
Ein wichtiger Punkt für eine erfolgreiche Beobachtung von Polarlichtern ist daher die Adaption der Augen. Im Dunkeln bilden unsere Augen Stäbchen aus, die uns das bessere Sehen bei Dunkelheit ermöglichen. Dies wird als Dunkeladaption bezeichnet. Es kann bis zu 20 Minuten dauern bis unsere Augen adaptiert wurden. Doch Achtung: So langsam, wie es dauert die Augen an die Dunkelheit anzupassen, so schnell kann die Dunkeladaption durch die kleinste Lichtquelle zerstört werden. Es ist daher Sinnvoll die Adaption nicht durch Handy- oder Kameradisplays, Straßenlaternen oder Autolicht zu zerstören. Wer dennoch nicht auf sein Display verzichten möchte, sollte sich ein dunkles Rot oder Violett als Hintergrundfarbe aussuchen.
Wie fotografiere ich Polarlichter?
Um Polarlichter zu fotografieren, ist es wichtig eine Kamera zu besitzen, die lange Belichtungszeiten beherrscht. Auch der ISO-Wert muss manuell einstellbar sein. Es ist hilfreich einen Fern- oder Kabelauslöser zu benutzen um Wackler zu vermeiden. Die Kamera sollte auf ein Stativ gestellt werden und nach Norden ausgerichtet werden.
Ein Problem bei Nachtaufnahmen ist das Scharfstellen in der Dunkelheit. Zum Fokussieren in der Dunkelheit eignet sich der Mond, helle Planeten (z.B. Venus oder Jupiter), Straßenlichter oder Lichter von Windrädern. Moderne Spiegelreflexkameras besitzen einen Live-View Modus der beim Scharfstellen sehr helfen kann. Wenn der Fokus einmal eingestellt wurde, darf man ihn nicht mehr verändern. Der Autofokus muss ausgeschalten sein. Testaufnahmen können beim Scharfstellen sehr helfen.
Ist alles vorbereitet, dann ist es ratsam den (Fern)-Auslöser durchzudrücken und die Kamera einfach laufen zu lassen. Dies hat mehrere Vorteile:
- Man kann in Ruhe beobachten.
- Man weiß nie wann das Polarlicht erscheint. So geht man sicher, nichts zu verpassen.
- Wenn man immer wieder auf das Display der Kamera guckt, dann geht die Dunkeladaption der Augen verloren.
- Später können Zeitraffervideos erstellt werden.
- Brennweite: 10-18mm (Weitwinkel)
- ISO: 1600ASA
- Blende: f/3.2
- Belichtungszeit: 30sek
Wie dokumentiere ich Polarlichter?
Wenn Polarlicht in Deutschland beobachtet wird, sollte nicht nur die reine Beobachtung festgehalten werden, sondern auch Zeit des Auftretens, die Helligkeit und der Beobachtungsort. Alle Faktoren dienen dazu, das Polarlicht-Event genauer einzuordnen und die Stärke sowie Ausmaße des Polarlichts zu bestimmen. Alle Beobachtungen sollten im AKM Forum gepostet werden.
Uhrzeit
Für eine exakte Bestimmung der Aktivitätsphasen ist eine genaue zeitliche Einordnung des Auftretens des Polarlichts nötig. Bitte notiert die Uhrzeit (von - bis) eurer Beobachtung, sowie die Zeitzone:
- UT - Universal Time
- MEZ - Mitteleuropäische Zeit
- MESZ - Mitteleuropäische Sommerzeit
Helligkeit
Polarlicht wird von jedem unterschiedlich hell wahrgenommen. Bitte notiert genau wie ihr das Polarlicht wahrnehmt (ggf. auch zeitlich abgestuft).
- fotografisch
nur mit der Kamera nachweisbar - schwach visuell
man kann das Polarlicht mit den Augen erahnen - deutlich visuell
eindeutige Strukturen und Bewegungen erkennbar - sehr hell
Helligkeit überdeckt die Sterne - extrem hell
Helligkeit ist außergewöhnlich
Ort
Wo wurde das Polarlicht gesehen? Die örtliche Einordnung ist wichtig, um die Ausdehnung des Polarlichtovals zu schätzen. Helle Polarlichter wurden schon bis in die Alpen hinein gesehen. Manchmal jedoch sind Polarlichter nur an der Nord- oder Ostseeküste beobachtbar.