1859 - Carrington-Event

Einleitung

Der geomagnetische Sturm von 1859 (Carrington-Event) geht als bisher stärkster beobachteter geomagnetischer Sturm in die Geschichte ein. Damals beobachtete der Astronom Richard Christopher Carrington mehrere starke Sonneneruptionen die Polarlichter bis nach Kuba und Hawaii verursachten.

Chronologie

Auftakt (spekulativ): 28. August 1859, frühe Morgenstunden (UTC) 
Auf der Sonne kommt es zu einem Superflare - unbeobachtet von Mensch und Magnetometern. Es existiert zu dieser Zeit vermutlich nur ein Magnetometer, das durch seine unterbrechungsfreie Aufzeichnungstechnik in der Lage ist einen Solar-Flare-Effekt (mag. Crochet) verlässlich zu registrieren, nämlich am Kew Observatorium in London. Für diesen Standort befindet sich die Sonne während des Flares aber noch unterhalb des Horizonts. Ein gewaltiger CME verlässt die Sonne. Die für den Flare verantwortliche Fleckengruppe steht zwar noch nicht zentral auf der Sonnenscheibe, dennoch wird der koronale Massenauswurf die Erde bereits innerhalb weniger Stunden am späten Abend des gleichen Tages erreichen. Alternativer Auftakt (spekulativ): 26./27. August 1859 
Der Ausbruch auf der Sonne ereignet sich früher, der CME ist länger unterwegs, erreicht die Erde aber bereits am Morgen des 28.8.1859. Magnetometer verzeichnen gegen 7.30 UT einen SI (Sudden Impuls). Aufgrund eines sehr stark nördlich ausgerichteten Magnetfelds innerhalb der magnetischen Blase des CMEs bleibt ein geomagnetischer Sturm zunächst aus. Im Laufe des Abends jedoch dreht das Magnetfeld. Es weißt nun eine außergewöhnlich starke südliche Ausrichtung auf.
28. August 1859, späte Abendstunden (UTC) Ein massiver geomagnetischer Sturm setzt ein. Mittel- und Südeuropa werden von Polarlichtern überflutet. Sogar von der Westküste Afrikas, nur 560 km nördlich des Äquators, aus St.George del Mina (5º 09' N, 1º 19' W) wird Polarlicht gemeldet. Ebenso erlebt Nordamerika mit Einbruch der Dunkelheit einen spektakulären Polarlichtsturm. Bis weit hinunter zu den Inselgruppen im Karibischen Meer kann man das eindrückliche Schauspiel verfolgen. Zeitgleich kommt es zu mehrstündigen, schweren Störungen und Ausfällen im Telegrafennetz in bisher nicht gekanntem Ausmaß.
30. August 1859 Das Erdmagnetfeld beruhigt sich wieder.
1. September 1859, ~11:20 UTC Superflare auf der Sonne! Die verantwortliche Fleckengruppe steht nun fast zentral auf der Sonnenscheiben.
Astronom Richard Carrington wird während seiner regelmäßigen Sonnenbeobachtungen zufällig Zeuge des sehr hellen solaren Weißlicht-Ausbruchs. Erstmals überhaupt bekommen Menschen (es gab noch mindestens einen weiteren unabhängigen Beobachter) dieses Phänomen zu Gesicht. Parallel verzeichnet auch das Kew Magnetometer einen sehr starken Solar-Flare-Effekt. Mit einer Geschwindigkeit von weit über 2000km/s verlässt ein CME die Sonne und steuert Richtung Erde zu.
2. September 1859, ~05:00 UTC Magnetometer verzeichnen einen heftigen SI (Sudden Impuls) - der CME hat die Erde bereits nach etwa 17,5 Stunden erreicht. Der "perfekte Sturm" nimmt seinen Lauf. Er übertrifft in seinem Ausmaß das Ereignis vom 28./29. August. Über die Karibik hinaus, bis nach Venezuela, werden Polarlichter gesichtet. Aufgrund des Tagesanbruchs verpasst Europa die größte Polarlicht-Sturmphase. Aber auch hier hat man erneut wieder mit sehr massiven Störungen des Telegrafennetzes zu kämpfen. Am Abend werden Polarlichter zumindest bis Athen und Rom beobachtet. Der DST-Index lag bei -1600 nT.
Sonnenflecken am 01. September
Beobachtete Sonnenflecken am 01.09.1859 (Zeichnung von Richard Carrington)
Polarlicht Sichtungen
Polarlichtsichtungen am 02.09.1859 (Daten: Courtesy J.L. Green, NASA)
3./4. September 1859
Die geomagnetischen Störungen nehmen wieder ab. Bis zum 6. September werden aber vereinzelt noch Polarlichter in mittleren geomagnetischen Breiten gesichtet. Text: Peter Kuklok

Informationen zum Carrington-Event